Joey – Kapitel 7

Ethan

Ethan schluckte den Kloß hinunter, der ihm bei Joeys Worten im Hals stecken geblieben war. Er hatte immer gewusst, dass Joey nicht für immer da sein würde, aber er hatte gehofft, er hätte mehr Zeit.

„Wenn du glaubst, dass du gehen musst …“, sagte Ethan.

„Wenn ich es nicht tue, wirst du auf der Titelseite der Zeitung landen, in den sozialen Medien verbreitet werden und wo auch immer die Leute sich entscheiden dein Bild zu veröffentlichen. Sie werden dich nicht in Ruhe lassen. So wie sie mich auch nicht in Ruhe lassen.“

„Sie wissen nicht, dass du hier bist“, konterte Ethan.

„Und wie lange, glaubst du, werden diese Frauen schweigen? Sie werden den Leuten erzählen, wo sie mich gesehen haben, dann wird David es bestätigen und dann werden sie von dir erfahren und es wird nicht lange dauern, bis sie wissen, wo du wohnst. Wenn ich die Medien so gut kenne, wie ich glaube, dann werden sie innerhalb von zwei Stunden draußen zelten.“

Joey biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf, aber Ethan konzentrierte sich auf seine Worte.

„Was war mit David?“

Joey spottete. „Er weiß wer ich bin. Er hat mich mit meinem richtigen Namen angesprochen, als ich heute gegangen bin, als ob er es die ganze Zeit gewusst hätte.“ Die Falte zwischen Joeys Augenbrauen vertiefte sich. „Er hat angedeutet, dass er mit den Medien sprechen und die Wahrheit über das, was hier passiert ist, verdrehen würde.“

„Verdammtes Arschloch“, murmelte Ethan. Er hatte den Mann noch nie gemocht und das bewies, dass seine Zurückhaltung wohl begründet war. „Ich möchte, dass du bleibst“, sagte er schließlich.

Joey hob den Kopf und schaute Ethan direkt in die Augen. „Ich möchte es ja, aber ich kann dir das nicht zumuten. Es ist nicht fair, nach allem, was du für mich getan hast.“

„Ist das nicht meine Entscheidung?“

Joey senkte den Kopf und stützte sich auf die verschränkten Arme, während Ethan still dasaß und ihn seine Überlegungen durchspielen ließ. Er holte sein Handy aus der Tasche und suchte nach „Joey Reynolds“. Er suchte nicht nach mehr Informationen als die, die Joey ihm gegeben hatte, aber er wollte sehen, ob etwas darüber stand, wo sich Joey aufhielt. Während er durch die Ergebnisse scrollte und nur auf offensichtliche Schlagzeilen achtete, klingelte Joeys Telefon.

Joey schlug seinen Kopf dreimal gegen seine Arme, dann nahm er sein Telefon und starrte es an. „Und damit beginnt der Zirkus.“ Er legte es mit der Vorderseite nach unten auf den Tisch und umschloss mit beiden Händen seine Tasse, die inzwischen kalt geworden sein musste.

Ethan legte sein Handy ebenfalls beiseite. „Ich sehe noch keine Informationen darüber, dass du hier bist.“

„Es wird nicht lange dauern.“

Ethan zog die Augenbrauen hoch und begegnete Joeys Blick. „Was willst du tun, Joey?“

„Es spielt keine Rolle, was ich will. Ich habe mich darauf eingelassen, als ich anfing prominente Kunden anzunehmen, und habe dann zugelassen, dass es weitergeht, als ich mehr Künstler einstellte. Meine Meinung spielt keine Rolle mehr.“

„Sie zählt für mich.“

Joeys Augen weiteten sich und Ethans Mundwinkel zuckten, weil er ihn schockiert hatte. „Ich mag dich sehr, Ethan. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich bleiben. Zumindest noch eine Weile.“

Ethan stand auf und kniete sich neben Joey. „Dann bleib noch ein bisschen länger, denn ich mag dich auch sehr“, murmelte er und sah zu ihm auf.

Joey streichelte Ethans Wange, und Ethan schloss die Augen, wobei er sich an Joeys Handfläche schmiegte. Er wollte nicht, dass Joey ging, so viel wusste er, aber konnte er mit den Folgen umgehen, wenn Joey blieb? Vor allem mit der Aufmerksamkeit der Medien. Ethan hatte sein Leben unter dem Radar verbracht, hatte sich still und leise durch seine Tage gequält und gehofft, wenn auch nie erwartet, das zu finden, was er bei Joey zu haben glaubte. Das Leben mit Joey würde zusätzliche Aufmerksamkeit erregen, und könnte er mit dem Leben im Rampenlicht zurechtkommen? Da er noch nie Erfahrungen mit so etwas gemacht hatte, konnte Ethan keine Antwort darauf geben, obwohl er glauben wollte, dass er es schaffen könnte.

„Ethan …“ Joey seufzte.

Ethan ließ den Kopf sinken, stand auf und griff mit einem kleinen Lächeln nach ihren Tassen. „Es ist okay. Ich verstehe das.“ Er füllte den Wasserkocher wieder auf und setzte ein neues Getränk an. „Willst du noch eine Tasse?“

„Nein, danke. Ethan –“

„Hör zu, ich verstehe es. Okay. Ich weiß, dass du nicht hierbleiben kannst. Ich werde keinen Aufstand machen, weil du die beste Entscheidung für dich triffst. Wenn du gehen musst, so sehr ich es auch nicht will, musst du gehen. Ende der Diskussion.“

Ethan trank aus und nahm die Tasse in beide Hände, obwohl sie seine Handflächen verbrühte. Er brauchte etwas, auf das er sich konzentrieren konnte, während sein Herz brach. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen den Tresen und starrte aus dem kleinen Fenster in seiner Küche, blinzelte schnell, als seine Gedanken verdeutlichten, wie tief er bereits gefallen war. Heilige Scheiße!

Die Tasse wurde ihm aus den Händen gerissen, und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Joey, der vor ihn trat. Joey ließ seine Hände über Ethans Kiefer gleiten und Ethans Augenlider flatterten.

„Du bist keiner, der einen Aufstand macht, ich weiß. Aber du bist auch keiner, der sich von seinen Gefühlen davon abhalten lässt, das zu tun, was er tun will.“ Joeys Augen fixierten Ethan, während sich seine Stimme zu einem Grollen senkte. „Ich will nicht gehen, weil ich dann den einzigen Menschen zurücklasse, der mich versteht. Ich habe niemanden sonst so nah an mich herangelassen, wie dich, der sich in mich eingebrannt hat. Und deshalb gehe ich weg. Du hast es nicht verdient, dass dein Leben durch mich auf den Kopf gestellt wird. Du verdienst ein Leben in Freiheit, die Chance, Fehler zu machen, die nicht für die ganze Welt sichtbar sind, die Möglichkeit zu lieben, ohne die Anonymität aufzugeben. Wenn du mit mir zusammen bist, wirst du nichts von alledem bekommen.“ Joeys Mund kam näher und seine Stimme senkte sich weiter, hauchte über Ethans Haut. „Du bedeutest mir zu viel, als dass ich zulassen würde, dass du alles für mich aufgibst, ohne dass ich es verdiene“, flüsterte er.

Joey strich mit seinen Lippen über die von Ethan und dieser öffnete sich automatisch für ihn. Der Zauber, den Joey auf ihn ausübte, ließ ihn vor Verlangen schwindlig werden. Ethan klammerte sich an Joeys Rücken und hielt sich an seinem T-Shirt fest, während Joey langsam Ethans warmen Mund erforschte, der sich nie ganz schloss. Ethans Brust hob und senkte sich in heftigen Bewegungen, als er zwischen Joeys Lecken und Knabbern Luft ein- und ausatmete.

Schließlich verschloss Joey ihre Münder und Ethans Knie gaben nach. Joey verstärkte seinen Griff und ließ eine Hand hinter Ethans Rücken gleiten, um ihn zu stützen, wobei seine andere Hand in Ethans Haar glitt. Ein Hauch von Kaffee blieb auf Joeys Zunge zurück, als sie sich umschlangen und alles nahmen, was der andere gab.

Joeys Hände glitten über Ethans bekleideten Körper und drückten seinen Hintern, woraufhin Ethan aufstöhnte und sich nach vorne beugte. Joey reagierte, indem er Ethans Oberschenkel packte und ihn anhob, um ihn auf den Tresen zu setzen. Dadurch wurde Ethan größer als Joey, und er senkte seinen Kopf, um ihre Münder wieder zu vereinen. Er konnte nicht genug bekommen, brauchte mehr.

„Joey“, hauchte er und lehnte sich mit dem Kopf gegen die Wandschränke, als Joey mit dem Knopf und dem Reißverschluss von Ethans Hose herumhantierte.

In der einen Sekunde umspielte die kühle Luft seinen Schwanz, in der nächsten umgab Joeys Mund ihn mit feuchter Hitze. Ethans Hand stützte sich auf Joeys Hinterkopf und seine Zunge tat erstaunliche Dinge mit seinem Schwanz.

„Fuck!“ Er keuchte, als die feurigen Empfindungen ihn überrollten. In seiner prekären Position konnte er seine Hüften nicht bewegen, aber er konnte durch seine Worte nachhelfen. „Ja, Joey! Fuck, ja. Das ist so gut.“

Seine freie Hand umklammerte Joeys Schulter und Joey schluckte um Ethans Eichel herum. Ethan leckte sich über die Lippen, öffnete die Augen und schaute eine Sekunde lang auf Joey hinunter, bevor ihm etwas ins Auge fiel. Er warf einen Blick zum Fenster, fluchte und schubste Joey an.

„Was zum Teufel!“, schrie Ethan und bedeckte seinen Unterleib, als Joey aufstand.

Joey warf einen Blick über seine Schulter, fluchte und rannte zur Hintertür, riss sie auf und verschwand, obwohl Ethan seine Worte hörte. „Beweg deinen Arsch wieder hierher, oder du landest im Knast“, schrie er die Person an, die durch Ethans hinteres Fenster fotografiert oder gefilmt hatte.

Ethan sprang von der Theke und schob seinen Schwanz zurück in seine Hose. Als er wieder angezogen war, ging er in seinen Garten. Joey befand sich in einer Auseinandersetzung mit einem jungen Mann mit dunklem Haar und dunklen Augen, dessen Mund sich zu einem zufriedenen Lächeln verzog, wie Ethan fand.

„Wenn eines dieser Fotos oder Videos, was auch immer Sie aufgenommen haben, seinen Weg ins Internet findet, werden Sie wegen Hausfriedensbruchs verhaftet“, sagte Joey.

„Das ist eine freie Gasse“, sagte der Mann und winkte mit der Hand in Richtung der Gasse, die sich hinter den Häusern entlang zog.

„Ja, diese Gasse vielleicht“, sagte Ethan, „aber mein Garten ist kein öffentlicher Weg.“

„Ich will sehen, wie Sie sie löschen“, sagte Joey. „Sofort!“, fügte er hinzu, als der Mann den Kopf schüttelte.

Der Mann schnaubte. „Es ist nur ein verdammter Job, Mann.“ Er hielt seine Kamera hoch und Joey trat näher und sah zu, wie der Mann etwas tat – hoffentlich löschte er die Fotos. Dann trat er zurück an Ethans Seite.

„Wie heißen Sie?“

„Devlin Cooper, Whitby Chronicles. Freut mich, Sie kennenzulernen.“ Der Mann besaß die Dreistigkeit seine Hand lächelnd auszustrecken.

Ethan und Joey ignorierten die ausgestreckte Hand und Devlin schnaubte erneut. „Wer hat Ihnen gesagt, wo ich bin?“, fragte Joey.

Devlin zuckte mit den Schultern. „Ein anonymer Tipp an die Zeitung. Als er ankam, sagte mein Redakteur, ich solle das überprüfen.“

„Sie dachten also, es wäre der richtige Weg, sich unerlaubt Zutritt zu einem fremden Garten zu verschaffen?“, fragte Ethan.

„Hey, Mann. Ich brauche diesen Job. Ich brauche etwas, um ihn zu behalten, besonders bei der jetzigen Situation.“

„Nicht auf Kosten unserer Privatsphäre“, sagte Joey.

Devlin lachte laut auf. „Privatsphäre? Sie sind selbst eine Berühmtheit, Mr Reynolds. Sie haben Ihre Privatsphäre schon vor Jahren verloren, muss ich leider sagen.“

Joey warf Ethan einen Blick zu, als wollte er sagen: „Ich habe es dir ja gesagt“, aber Ethan ließ das nicht gelten. „Habe ich aber nicht. Sie haben kein Recht dazu.“

„Keiner hält sich mehr an die Regeln, Mann. Seien Sie realistisch.“ Devlin drehte sich um und verließ den Garten, blieb in der Gasse stehen und wandte sich ihnen wieder zu. Ethan hörte das Klicken der Kamera und Devlin hob seine Hände. „Sie können nicht sagen, dass ich die nicht behalten kann.“

„Verpisse Sie sich, Mr Cooper“, sagte Joey und schloss und verriegelte das hintere Gartentor.

„Verdammte Schei–“

Joey hielt sich einen Finger vor den Mund und bedeutete ihnen, wieder hineinzugehen. Als die Hintertür hinter ihnen verschlossen war, sagte er: „Tut mir leid, jetzt kannst du reden. Man weiß nie, ob sie in Hörweite sind.“

„Verdammtes Arschloch, war alles, was ich sagen wollte“, erklärte Ethan und ließ die Jalousie in seiner Küche herunter, um sie vor jedem anderen zu verbergen, der möglicherweise auf die gleiche Idee kam.

Joey seufzte. „Es tut mir leid, aber genau das habe ich gemeint, Ethan. Das ist erst der Anfang. Ich könnte fast garantieren, dass mindestens eine Person draußen vor dem Haus auf einen von uns wartet.“

Ethan ließ sich auf einem Stuhl nieder, stützte die Ellbogen auf die Knie und verschränkte die Finger. „Es war ein Schock, das gebe ich zu. Aber ich stehe zu meinen Worten, Joey. Wenn du bleiben willst, bist du mehr als willkommen.“

Joey hockte sich vor ihn. „Ich möchte es, aber ich kann nicht.“

Ethan wollte ihm in die Arme fallen, aber er hielt sich zurück und spannte seine Muskeln an, damit sie nicht seinen Verstand ignorierten und seinem Herzen folgten. Er nickte langsam. „Brauchst du noch Hilfe, bevor du gehst?“ Joey schüttelte den Kopf. „Wohin fährst du?“

Joey stand auf und fuhr sich mit den Händen über den Kopf. „Ich schätze, es ist an der Zeit, sich der Realität zu stellen.“

„Du gehst nach Hause.“ Das war keine Frage.

Ethan schluckte schwer und stand auf. „Ich werde Meredith sagen, dass du nicht zurückkommst.“

„Danke. Bitte sag ihr, es tut mir leid, dass ich so plötzlich verschwunden bin.“

„Sie wird es verstehen.“ Ethan würde es auch verstehen, irgendwann. Aber im Moment tat alles weh, und das hatte nichts mit den blauen Eiern zu tun. Er atmete ein und lächelte. „Fahr vorsichtig zurück. Es ist eine lange Fahrt. Ruh dich unterwegs unbedingt aus.“

Joey drehte sich zu ihm um und Ethans Herz versuchte, sich den Weg aus seiner Brust zu bahnen. Wie hatte er sich nur so schnell und so heftig verlieben können? Er wollte sich seine Tage ohne Joey nicht mehr vorstellen, obwohl es erst vor Kurzem noch so leer in seinem Leben gewesen war. War es das, was passierte, wenn man denjenigen traf, mit dem man sein Leben verbringen wollte, es aber nicht durfte? Eine große Leere breitete sich vor ihnen aus. Ethan war sich nicht sicher, ob er das wollte. Leider hatte er auch kein Mitspracherecht.

Joey griff nach ihm, aber Ethan wich zurück, seine Brust zog sich zusammen. Joey biss die Zähne zusammen und nickte. „Danke, Ethan. Für alles. Ich werde dich und deine Großzügigkeit nie vergessen.“

Ethan zwang sich zu einem Lächeln. „Gib es einfach weiter. Das ist es, was ich immer sage.“

Joey starrte ihn noch eine Sekunde lang an, dann ging er zur Haustür. Ethan folgte ihm. Bevor er sie öffnete, sagte Joey: „Bleib hinter der Tür, falls es Fotografen gibt. Sie werden dich also nicht auf die Fotos bekommen.“

Ethan tat es, und Joey warf ihm einen letzten Blick zu, riss die Tür auf und trat unter Rufen seines Namens hindurch. Joey zog die Tür wieder zu und weg war er.

Ethan war sich nicht sicher, wie lange er auf die Tür starrte, aber es war lange genug, dass seine Knie anfingen sich zu beschweren. Er ließ sich auf das Sofa sinken und richtete seinen Blick stattdessen auf den Boden. Seine Gedanken waren erstaunlich leer, und er atmete. Nun, das tat er, bis sein Einatmen abgehackt wurde und heiße Tränen über seine Wangen liefen. Seine Augen brannten, seine Kehle schwoll an und seine Nase lief. Er schnappte sich ein Kissen, drückte es sich vor die Brust und legte sich auf das Sofa, um sich zusammenzukauern.

Der Hohlraum in seiner Brust klaffte weit und leer, als er über seine Zukunft nachdachte. Er würde nie wieder das finden, was er mit Joey hatte.

„Warum sind da draußen Fotografen?“

Die Stimme erschreckte ihn nicht einmal, obwohl er Christi nicht hatte hereinkommen hören, aber er konnte nicht antworten. Seine Kehle schmerzte vor Verlangen zu schreien, aber er konnte nicht.

„Ethan? Was ist denn los?“ Christi hockte sich vor ihn, sodass er blinzeln musste und weitere Tränen über seine Wimpern liefen. „Was ist passiert?“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, und das muss der Funke gewesen sein, denn ein Schluchzen entrang sich seiner kratzigen Kehle.

Er klammerte sich fester an das Kissen und vergrub sein Gesicht im Sofa, um seine Schreie zu unterdrücken. Je mehr er weinte, desto mehr tat es ihm weh, und je mehr es ihm wehtat, desto mehr weinte er. Er konnte Christi murmeln hören, aber nicht genau, was sie sagte. Seine Ohren konzentrierten sich auf seine Qualen.

Irgendwann musste er eingeschlafen sein, denn der Schmerz in seinem Hals weckte ihn, und es brannte ein sanftes Licht, und die Vorhänge waren zugezogen worden. Ethan richtete sich auf und seufzte angesichts seines schmerzenden Körpers. Das Sofa war nicht gerade bequem zum Schlafen, nicht einmal in den besten Zeiten. Und dies war definitiv nicht die beste Zeit. Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht, wischte die getrockneten Tränen und den verkrusteten Schlaf weg und atmete tief durch.

Es war geschehen. Joey war fort und Ethan würde so weitermachen wie bisher. Der Schmerz würde nachlassen, aber er musste sich Zeit geben. Es war schließlich ein Trauerprozess.

„Ethan?“, flüsterte Christi, und er schaute zur Tür des Esszimmers hinüber.

„Tut mir leid“, krächzte er. Er räusperte sich und zuckte zusammen.

„Warum trinken wir nicht etwas? Mal sehen, ob wir deine Kehle wieder in Schwung bringen können“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.

Ethan stand auf und hielt sich an der Armlehne des Sofas fest, als seine Beine drohten, ihn nicht mehr zu tragen. Er folgte Christi ins Esszimmer und ließ sich auf einem Stuhl nieder, woraufhin sie ihm eine Tasse vorsetzte. Sie setzte sich ihm gegenüber, hielt ihre Tasse in der Hand und lächelte ihn an, wenn auch verhalten.

„Willst du darüber reden?“, fragte sie.

Ethan starrte auf die kleinen Bläschen oben auf seinem Getränk und sah zu, wie sie zerplatzten und verschwanden, als wären sie nie da gewesen. Genau wie Joey. Ethan schluckte schwer. „Joey ist nach Hause gefahren.“

Christi hob ihre braunen Augenbrauen – sie hatte sie nicht mitgefärbt, als sie ihr Haar blondiert hatte – und leckte sich über die Lippen. „War das nicht der Plan?“, fragte sie zögernd.

Ethan nickte langsam und konzentrierte sich wieder auf sein Getränk. „Jemand hat ihn erkannt, und das hat die Journalisten auf den Plan gerufen.“

„Das sehe ich.“ Sie warf einen Blick dorthin, wo sie sie hätte sehen können, wenn die Wände des Hauses nicht gewesen wären. „So berühmt kann er nicht gewesen sein. Ich habe ihn nicht erkannt.“

Ethan stieß ein Lachen aus. „Nicht wirklich, aber in seinen Kreisen ist er berühmt. Sein Name ist Joey Reynolds. Er ist ein Tätowierer für Prominente.“

„Wow, Mensch. Kein Wunder, dass es da draußen so viele Fotografen gibt.“

„Was?“ Ethan warf ihr einen Blick zu. „Sie sind noch hier?“ Sie nickte. „Aber er ist weg?“

„Ich glaube nicht, dass er es ist, mit dem sie im Moment sprechen wollen.“

Ethan ließ seinen Kopf in die Hände sinken. „Sie sollten gehen, wenn er geht“, murmelte er.

„Es sieht so aus, als ob du in den nächsten Tagen eine Berühmtheit sein wirst“, sagte Christi. „Vielleicht solltest du mit ihnen reden und es hinter dich bringen.“

„Nein.“ Ethan schüttelte den Kopf, um seine Ablehnung zu bekräftigen. „Joey hat schon genug durchgemacht. Er braucht nicht auch noch, dass ich über unsere gemeinsame Zeit rede.“

Christi nippte an ihrem Getränk. „Was wirst du jetzt tun?“

„Sie ignorieren. Sie werden mir vielleicht folgen und mich fotografieren, aber sie werden kein anderes Wort von mir zu hören bekommen als ‚Verpisst euch‘. Und das wäre meine Höflichkeit.“ Ethan schluckte seinen Kaffee hinunter, die Wärme linderte den Schmerz in seiner Kehle. Nach seinem Heulkrampf beschwerten sich seine Nebenhöhlen bitterlich, der Druck um seine Augen und seine Nase herum war immens, aber das würde mit der Zeit nachlassen. Was er brauchte, war mehr Schlaf. In einen traumlosen Zustand zu fallen, in dem ihn für ein paar Stunden nichts und niemand etwas anhaben konnte.

„Um wie viel Uhr ist er aufgebrochen?“, fragte Christi, und die Frage stachelte den Schmerz in seiner Brust an und ließ ihn erneut aufflammen.

„Gegen drei Uhr, mehr oder weniger.“ Ethan warf einen Blick auf seine Uhr. „Mein Gott. Es ist neun Uhr. Ich habe schon viel zu viele Stunden verloren.“ Er schluckte den letzten Rest seines Getränks hinunter. „Danke, Christi. Du hättest nicht bleiben müssen.“

„Natürlich musste ich. Du bist mein bester Freund.“

Ethan gähnte. „Ich muss mehr schlafen. Kommst du mit den Geiern da draußen klar, oder willst du hier übernachten?“

„Ich komme schon klar. Sie werden nichts von mir erfahren.“

Er verabschiedete sich und machte sich bettfertig. Als er in die Matratze sank, stöhnte er auf, als sein Körper sich ihr anpasste und die Schmerzen, die er sich bei seinem Nickerchen auf dem Sofa geholt hatte, verringerte. Er legte sich auf den Rücken und starrte an die Decke, dann griff er nach dem Kissen, das Joey während seines Aufenthalts genutzt hatte. Ethan atmete ein und schloss die Augen, als Joeys Duft seine Lunge erfüllte. Ethans Augen brannten, aber er konnte die Tränen zurückhalten. Er legte das Kissen wieder zurück, rollte sich auf die Seite und vergrub seine Nase in der Ecke von Joeys Kopfkissen. Er wollte nicht, dass der Duft zu schnell verschwand, und wenn Ethan es umarmte, würde sein eigener Duft ihn schneller ersetzen, als ihm lieb war.

Mit dem Duft von Joey in der Nase schlief er ein und hoffte, dass alles nur ein böser Traum gewesen war, wenn er aufwachte.

Stattdessen wurde er abrupt aus seinem Schlaf gerissen, als jemand seinen Namen schrie.

Kapitel 8